Hygiene in der Arztpraxis und Klinik - Aktualisiert und ergänzt für 2021 -
Nützlich vor, während und nach der Pandemie!
Gerade in Zeiten der Pandemie ist ein professionelles Hygienemanagement wichtig. Aber nicht nur dann! Denn machen wir uns nichts vor: Auch wenn sie jetzt noch allgegenwärtig scheint, wird auch diese schwierige Zeit irgendwann überstanden sein. Nutzen Sie doch die aktuelle Herausforderung, um bezüglich der Hygiene Ihre Arztpraxis zu einer der besten in Ihrer Gegend zu machen und sich einen richtig guten Ruf zu erarbeiten! Wir sind sicher, dass Sie auch später davon einige Vorteile haben werden – ein höheres Vertrauen Ihrer Patienten inklusive.
Denken Sie gerade: „Puh, wer in meinem Team soll das bloß umsetzen?“ Dann ist unser Artikel genau die Antwort, auf die Sie vielleicht nicht gewartet haben (seien Sie ruhig ehrlich), die Ihnen aber hilft, etwas gelassener an das Thema heranzugehen. Denn mit der richtigen Methode kann jeder Hygiene in der Arztpraxis professionell managen und somit helfen, die geforderte Infektionsprävention umzusetzen. Im Laufe dieses Artikels erhalten Sie daher hilfreiche Tipps und Informationen, mit denen Sie ihr Hygienemanagement verbessern können.
Hygiene ist nicht optional!
Vorab gilt es allerdings ein paar grundlegende Fragen zu stellen. Was genau verstehen Sie oder andere unter „Hygiene“? Gibt es hier überhaupt einen Auslegungsspielraum? Welche Anforderungen gehen mit Hygiene in einer Arztpraxis einher? Welche Pflichten haben die Hersteller von Medizinprodukten, welche haben Sie als Arzt bzw. Ihr Praxis-Team? Spätestens jetzt sind Sie sicher – oder haben es, was wahrscheinlicher ist, schon viel früher geahnt: Was es zum Thema „Hygiene in der Arztpraxis“ zu wissen gibt, ist umfangreich und nicht mal eben in der Mittagspause gelesen. Deshalb…
- haben wir für alle Eiligen, die einen ersten Einstieg und Anregungen für das Thema suchen, in unserem Artikel vier unumstößliche und wertvolle Tipps zur Praxishygiene gesammelt.
- halten wir für alle wirklich Wissenshungrigen am Ende unseres Artikels den umfassenden Leitfaden zur Hygiene in der Arztpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bereit, der Ihnen Antworten auf all diese Fragen und noch viel mehr Informationen gibt.
Zwar gilt allgemein „Hygiene ist Führungsaufgabe“, dennoch ist das Thema nicht nur für Praxisinhaber interessant, sondern auch für Praxismitarbeiter von zentraler Bedeutung. Denn Ihre Mitarbeiter spielen bei der Verhütung bzw. Verbreitung von Infektionen und Erregern eine wesentliche Rolle, da sie zentrale Aufgaben im Rahmen der Hygiene übernehmen.
Nutzen Sie deshalb die Chance und lassen Sie sich von unseren Tipps inspirieren, weil Hygiene nicht optional ist! Kommen wir also endlich zu unseren…
4 Tipps für ein professionelles Hygienemanagement
Einfach ein bisschen Desinfektionsmittel auf der Behandlungsliege verteilen und beim Händewaschen leise „Happy Birthday“ singen? Vorsicht, ganz so einfach ist es nicht! Denn wo Pflichten sind, gibt es meistens auch Rechtsgrundlagen, auf deren Boden es sich sicherer steht. Diese sind beim Thema Hygiene durchaus umfangreich und ändern sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Einfach die Vorlage aus dem vorletzten Jahr weiterzuverwenden ist also leider nicht drin! Wir hätten es Ihnen gern erspart, können Ihnen deshalb aber nur wärmstens empfehlen, sich auch mit den rechtlichen Aspekten von Infektionsschutz, dem Umgang mit Medizinprodukten und Arbeitsschutz in Praxis und Klinik vertraut zu machen. Schaffen Sie sich aber bitte nicht nur die theoretischen Grundlagen drauf, sondern halten Sie stets die Augen offen für Prozesse und Strukturen, mit Hilfe derer Sie ein bestmögliches Hygienemanagement aufbauen können.
- Rechtliche Vorschriften stehen (zum Glück?) nicht zur Debatte! Mit ihrer Hilfe halten Sie alle Beteiligten zu richtigem Verhalten an, ohne alles lang erklären und ausdebattieren zu müssen (u.a. Infektionsschutzgesetz und Medizinproduktegesetz).
- Weniger Stress und Ärger im Vorfeld der regelmäßigen Praxisbegehungen durch das Gesundheitsamt! Weil Sie schon Ihre Hausaufgaben gemacht haben.
- Gut möglich, dass Sie schon mehr Strukturen und Prozesse haben, als Sie denken, um darin bestimmte Pflichten und Detailmaßnahmen relativ mühelos zu verankern.
Tipp 2 - Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
Hygiene und Arbeitsschutz sind eng miteinander verbunden. Schließlich sind auch Mitarbeiter nur Menschen, auch wenn sie regelmäßig Heldenhaftes leisten und über sich hinauswachsen. Sie können sich ganz genauso anstecken wie jeder Ihrer Patienten auch! Das ist natürlich nichts Neues. Sie als Praxisinhaber tragen dennoch zu jeder Zeit eine hohe Verantwortung, was Sicherheit und Gesundheitsschutz Ihrer Mitarbeiter angeht. Konkretisieren Sie deshalb mögliche Gefährdungen am Arbeitsplatz „Arztpraxis“; auf diese Weise erfüllen Sie mit Hilfe des Hygieneleitfadens nicht nur Vorschriften, sondern sorgen dafür, dass Gefahren früher und besser erkannt und vermieden werden können.
- Was digital dokumentiert ist, geht nicht so leicht verloren. Legen Sie den Hygieneleitfaden inklusive Ihrer Gefährdungskonkretisierung und Ihres individuellen Hygieneplans aber bitte nicht im Ordner „Sonstiges“ unter „Eigene Dateien“ ab, sondern so, dass er auch wiedergefunden wird – am besten an einem zentralen Speicherort, auf den auch jedes Mitglied Ihres Teams problemlos Zugriff hat.
- Digital ist schön und gut – aber ganz ehrlich, wie viele Ihrer Mitarbeiter werden sich die Datei heraussuchen, ausdrucken und zum Lesen mit nach Hause nehmen? Es kann deshalb nicht schaden, zumindest ein Exemplar auszudrucken und zum Lesen auszulegen, z.B. im Pausenraum. Achten Sie auf eine leicht verdauliche Formatierung mit Absätzen, einer schnell erfassbaren Schrift (z.B. Times New Roman) und einer gut lesbaren Schriftgröße (maximal 12 in Word).
- Sie können und sollten die Verantwortung nicht alleine tragen. Bestimmen Sie daher aus den Reihen Ihrer Mitarbeiter einen Hygiene- und Arbeitssicherheitsbeauftragten für Ihre Praxis. Ermöglichen Sie diesem Mitarbeiter die nötige Zeit sich neben den alltäglichen Aufgaben auch umfassend mit den Themen Hygiene und Arbeitsschutz auseinanderzusetzen. Grundsätzlich sollte Ihr gesamtes Personal regelmäßig an Hygieneschulungen teilnehmen, so ist jeder sensibilisiert und kann seinen Beitrag leisten.
Tipp 3 - Hygienemaßnahmen in der Arztpraxis
Im Fokus ihres Hygienemanagements sollten alle Hygienemaßnahmen, die im Zusammenhang mit der Patientenversorgung notwendig sind, stehen. Also die Personal- und Umgebungshygiene, sowie die Hygiene bei der Behandlung von Patienten, spezieller auch von Patienten mit übertragbaren Krankheiten und die Hygiene im Umgang mit Medikamenten. Dabei wird schnell deutlich, dass Hygienemanagement mehr als nur Hände- und Flächendesinfektion umfasst. Unter anderem empfiehlt der Leitfaden Maßnahmen zur Gestaltung eines OP-Bereichs, zum Tragen von OP-Handschuhen und beschreibt zudem die Ausstattung medizinischer Handwaschplätze; ferner fordert er das Tragen eines Mund- Nasenschutzes und den Einsatz geeigneter Desinfektionsmittel. Weitere Aspekte, die zu beachten sind, sind unter anderem der Umgang mit Infusions- und Injektionslösungen, Wundversorgung und Verbandwechsel sowie hygienerelevante Praxisausstattung.
Tipp 4 - Medizinprodukte & Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung
Ein Medizinprodukt ist nicht nur der Wegwerf-OP-Handschuh. Selbstverständlich gehören auch mehrfach verwendbare Gegenstände wie Nierenschalen oder Beatmungsgeräte dazu. Kapitel 4 des Leitfadens widmet sich den Medizinprodukten allgemein. So geht es um die Begriffsdefinition, das Führen von Bestandsverzeichnissen und Medizinproduktebüchern, den Umgang mit Medizinprodukten, Sicherheits- und messtechnische Kontrollen und um das Melden von Vorkommnissen. Berücksichtigen Sie diese Maßnahmen, so vereinfacht dies ihr Hygienemanagement und Sie vermeiden eine Menge Chaos und peinliche Nachfragen.
Darüber hinaus ist beim Umgang mit Medizinprodukten auch der Aufbereitung Beachtung zu schenken. So ist es eine Pflicht des Betreibers von Medizinprodukten diese auch instand zu halten und aufzubereiten. Dazu gehört auch, medizinisch anspruchsvolle Geräte regelmäßig warten zu lassen und auf dem aktuellen Stand zu halten – sehen Sie sich deshalb, sollten Sie noch keinen haben, sehr bald nach einem zuverlässigen Partner in Ihrer Nähe um (viele Händler medizinischer Produkte bieten auch einen Geräte-Service an).
Praxishygiene? Gekommen, um zu bleiben!
Eins haben wir aus Corona definitiv gelernt: Sauberkeit und das Einhalten von Hygieneregeln sind zentral, um nicht nur unsere eigene, sondern auch die Gesundheit von Patienten und Kollegen zu schützen und zu erhalten. Ein sorgfältiges Hygienemanagement in Ihrer Praxis ist deshalb etwas, dem Sie auf jeden Fall auch nach Corona eigentlich gar nicht genug Aufmerksamkeit widmen können, denn:
Ein hohes Niveau der Hygiene in der Arztpraxis oder Klinik festigt nicht nur den guten Ruf Ihrer Einrichtung, sondern sorgt für ein höheres Sicherheitsgefühl bei Patienten und Mitarbeitern. Und schließlich nützt mehr Sauberkeit im (Berufs-)Alltag doch uns allen!
Mit dem Hygieneleitfaden steht ihnen ein umfassendes, kompaktes Informationswerk zum Thema Hygiene zur Verfügung. Ziel dieser Informationssammlung der KV und KBV ist es die persönliche Motivation und das Bewusstsein aller in der Praxis Beschäftigten für das Thema zu fördern.
Beherzigen Sie die Tipps aus diesem Beitrag und dem Leitfaden, geht Ihnen das Hygienemanagement leichter von der Hand und wirft in Zukunft weniger unangenehme Fragen auf.
Darüber hinaus hat die Arbeitsgruppe „Praxishygiene“ bei der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) verschiedene fachbezogene Empfehlungen für Arztpraxen veröffentlicht, die für Sie ebenfalls hilfreich sein könnten:
- Hygienische Aspekte in der augenärztlichen Praxis (2018)
- Hygienische Aspekte in der Hals-Nasen-Ohren-Praxis (2016)
- Hygienische Aspekte in der gynäkologischen Praxis (2015)
- Leitfaden zu Organisation und Hygienemanagement in der Arztpraxis (Struktur- und Prozessqualität) (2013)
Heben Sie Ihr Hygienemanagement auf ein neues Niveau mit dem Leitfaden der KVèn und der KBV: